- Originaltitel, 2009
- Bewertung: 5 von 5 Sternen
Olga A. – Die Geschichte einer Messie.
Olga A. ist 49 Jahre alt. Sie lebt mehr schlecht als recht von Hartz 4 und verdient sich ein bisschen als Zeitungsausträgerin dazu. Sie ist geschieden, hat zwei erwachsene Kinder. Zu ihrer Tochter hat sie keinen Kontakt mehr, ihr Sohn lebt in Australien.
Das Buch hat nur 175 Seiten, die in 25 Kapitel aufgeteilt sind. Einige Kapitel machen Zeitsprünge in die Vergangenheit und so erfährt man auch, wie ihre Kindheit aussah, wie das Verhältnis zu ihren Eltern war.
Olga ist ein Messie. Sie sammelt alles, in ihrer Wohnung breitet sich langsam Ungeziefer aus. Gekocht hat sie schon lange nicht mehr. Ihre Waschmaschine ist kaputt, Geld für eine Reparatur hat sie keins. Sie kann nur noch ihr Bett benutzen, ernährt sich von kalten Konserven und Schokolade. Sie hat massives Übergewicht und ist schon seit Jahren nicht mehr beim Arzt gewesen, damit der sie darauf nicht mehr ansprechen kann.
Am Anfang des Buches hatte ich noch das Gefühl, das Olga trotz allem gut zurecht kommt. Natürlich ist das keine Idealzustand, aber sie scheint einigermaßen zurecht zu kommen. Doch je mehr man liest, desto mehr wird deutlich, das Olga krank ist. Jede kleine Tätigkeit erfordert massive Anstrengung ihrerseits. Ihr Telefon wird abgestellt, weil sie ihre Post nicht mehr öffnet. Sie denkt immer wieder zurück an de Vergangenheit, in die Zeit, als sie mit ihrem Mann noch glücklich war. Oder sie flüchtet sich mit Hilfe von Büchern und dem Fernsehen in andere Welten.
Das ganze entgleitet völlig, als sie schließlich notgedrungen Handwerker in ihre Wohnung lassen muss. Zwei Tage lang versucht sie, ihre Wohnung für den Handwerker präsentabel zu gestalten und scheitert doch.
Man merkt, wie sehr Olga unter ihrer Wohnung leidet. Sie schämt sich, das sie ihren Sohn, der auf Besuch in Deutschland ist, nicht in ihre Wohnung lassen kann.
Herrad Schenk schildert das Leben von Olga A. sehr einfühlsam und behutsam. Obwohl sie teilweise auf Satzzeichen verzichtet – wörtliche Rede wird nicht gekennzeichnet – ist das Buch trotzdem nicht schwierig zu lesen.
Fazit: Olga ist fiktiv, das hat die Autorin im Nachwort betont. Aber sie hat einige Betroffene kennengelernt und von daher halte ich ihr Buch für realistisch. Denn auch wenn es Olga A. so nicht gegeben hat, es könnte sie gegeben haben.